Ein Vortrag zur diesjährigen Landesausstellung in Friedberg und Aichach
Auf Einladung der Heimat- und Geschichtsvereine Achental, Aschau und Frasdorf ließen sich etwa 25 Interessierte vergangenen Montag von Dr. Marco Veronesi das Konzept der diesjährigen Landesausstellung erklären. Der Titel „Stadt befreit – Wittelsbacher Gründerstädte“ erschließt sich nicht sofort, aber nach den Erläuterungen des Historikers vom Haus der Bayerischen Geschichte war klar, um was es geht: Die Wittelsbacher (deren Heimatschloss in Friedberg bei Augsburg steht), wurden von Kaiser Friedrich Barbarossa als neue Pfalzgrafen für Bayern etabliert, nachdem der Welfe Heinrich der Löwe (dem Gründer Münchens) Kaiser Friedrich die Gefolgschaft versagt hatte.
Wie sah Bayern Ende des 12. Jahrhunderts aus? Es gab Burgen, Klöster (mit ihren Schriften und Gelehrten), Siedlungen mit Marktrecht und fünf Bischofsstädte: Aichach, Freising, Regensburg, Passau und Salzburg. Aufgrund nicht zuletzt einer Klimaschwankung erlebten Bauern viele gute, ertragreiche Jahre. Nicht mehr jede helfende Hand war in der Landwirtschaft nötig, sodass sich Handwerker spezialisieren und ihre Produkte oder Dienste in den Märkten anbieten konnten. Die Bevölkerung nahm zu. In dieser prosperierenden Zeit gründete Ludwig der Kelheimer, seit 1183 Herzog von Bayern, neue bayerische Städte wie Landshut, Straubing und Landau an der Isar.
Das Besondere an den Städten war, dass sie verschiedene Rechte erhielten. Neben dem Marktrecht war es das Recht auf Vererbung – Vermögen gehörte nicht mehr automatisch dem Lehnsherren, sondern konnte der nächsten Generation vermacht werden. Strafen wurden verhältnismäßig, sodass Menschen mit geringen Schulden nicht mehr im Schuldturm ihr Dasein fristen mussten. Menschen konnten heiraten und reisen. Das Beste aber war das verbriefte Recht zum Beispiel der Stadt Landau, dass, wer ein Jahr und einen Tag in der Stadt gelebt hatte, nicht mehr einfach von seinem ehemaligen Herren zurückgeholt werden durfte. Für diesen mittelalterlichen Rechtsgrundsatz fanden die Historiker des 19. Jahrhunderts eine einprägsame Formulierung: Stadtluft macht frei! Damit war das Motto der Landesausstellung klar, wenngleich negative Assoziationen mit Nazi-Slogans dafür sorgten, dass das Motto in „Stadt befreit“ geändert werden musste.
Eine kleine Delegation des Heimat- und Geschichtsverein Achental konnte sich eine Woche später selbst davon überzeugen, dass die Ausstellung unbedingt sehenswert ist. Denn zum einen ist sie gut gestaltet und nicht unfassbar groß. Zum anderen ist auch das ebenfalls im Wittelsbacher Schloss untergebrachte Museum sehenswert. Der Schwerpunkt liegt auf der Präsentation der international bedeutsamen Friedberger Uhren.
Susanne Tofern