Die erste (und – coronabedingt – vorerst die letzte) Exkursion in diesem Jahr führte den Heimat- und Geschichtsverein Achental Anfang März 2020 nach Weltenburg und Regensburg. Rupert Wörndl, der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Frasdorf, hatte die Fahrt organisiert und den Nachbarverein eingeladen.
Am späten Vormittag erreichten wir mit zwei Bussen Weltenburg, wo wir eine Führung durch die Klosterkirche bekamen. Die Kirche wurde unter dem damaligen Abt von Weltenburg, Marcus Bächl, in der Zeit zwischen 1716 bis 1735 neu gebaut und ist die erste Kirche, die die Gebrüder Asam ausgestattet haben.
Unerhört und neu war ein Pferd als Altarfigur. Auf dem „Bühnenaltar“ reitet Georg, der Drachentöter. Rechts neben ihm sucht die Prinzessin von Libyen Schutz und wird errettet. Dieser besondere Altar gehört zum Konzept der „Ecclesia Triumphans“ – die Kirche als Theater ist eine typisch spätbarocke Auffassung. Dementsprechend ist der Altar die Bühne und die Gottesdienstbesucher sitzen im Zuschauerraum. Barockkirchen sind riesige Bilderbücher, die auch denjenigen Gottesdienstbesuchern, die nicht lesen können, die Geschichten aus der Bibel näherbringen. In drei Stufen Purifikation (= Reinigung), Illumination (=Erleuchtung) und Unifikation (=Vereinigung (mit Gott)) geht es nach oben: je höher man sieht, umso prunkvoller wird die Ausstattung.
Dementsprechend ist das Deckenfresko der Höhepunkt in der Kirche. Sein Thema ist die Versammlung aller Heiligen um den Wolkenthron des dreifaltigen Gottes. Interessant ist dabei, dass es sich um eine flache Decke handelt, die Cosmas Damian Asam allerdings so geschickt ausgemalt hat, dass sie perspektivisch wirkt.
Dass die beiden Brüder nicht an übertriebener Bescheidenheit litten, ist aus ihrer Abbildung ersichtlich. Egid Quirin, der Stuckateur und Bildhauer, lässt seinen Bruder keck auf das Gottesdienstpublikum herabblicken, während Cosmas Damian, der Maler und Architekt, einem Genius in der Kuppelschale die Gesichtszüge seines Bruders verlieh.
Die Orgel, die 1729 gebaut wurde, ist die einzige aus dieser Epoche, die noch regelmäßig gespielt wird. Sowohl die mechanischen Trakturen, als auch die Windanlage, die mit Ventilator und Magazinbalg arbeitet, wurden in ihrem historischen Zustand belassen.
Nach köstlicher Einkehr in der Klosterschenke fuhren wir weiter nach Regensburg. Es war das letzte Wochenende der Landesausstellung „100 Schätze aus 1000 Jahren“ und in kleinen Gruppen wurden wir durch die Ausstellung geführt.
Gleich zu Anfang war das „Lex Baioariorum“ ausgestellt, das eine der ältesten Sammlungen von Gesetzen der Bajuwaren aus dem 6. bis 8. Jahrhundert ist. Dieses Exemplar hier ist offensichtlich nicht so oft gebraucht worden, denn es ist eines der am besten erhaltenen Ausgaben dieser Gesetzestexte.
Da Leder kaum erhalten bleibt, handelt es sich bei dem Paar Lederstiefel, das an einer weiblichen Moorleiche gefunden wurde, um einen ausgesprochen seltenen Fund. Das Paar besteht aus zwei unterschiedlichen Lederarten: Der Schaft ist aus weichem, geschmeidigen Ziegenleder gefertigt, während Sohle, Vorderblatt und die Verstärkung der Ferse aus robusterem Rindsleder bestehen. Die Stiefel entsprechen der heutigen Damenschuhgröße 36. Das Museum Torfbahnhof Rottau ist stolz darauf, eine Replik dieses Stiefelpaars der Moorleiche „Rosalinde“ ausstellen zu können.
Aus der Werkstatt Erasmus Grassers, des berühmten Schnitzers der Moriskentänzer im Münchener Rathaus, kommt das Halbrelief mit Überführung des heiligen Emmeram. Interessant ist die Darstellung der Menschen, die voller Gefühle und nach der Gewandmode um 1500 gekleidet sind.
Nach einem letzten Kaffee zur Stärkung im „Wirtshaus im Museum“ ging es flott und unkompliziert wieder zurück nach Frasdorf und ins Achental.
Susanne Tofern